Schmuck schaffen, ein Unternehmen führen, Kinder großziehen

In der Interviewreihe Me & Tezer möchten wir Frauen eine Plattform geben, die Spannendes erlebt haben, einzigartige Ideen verfolgen, mit Familie und Beruf jonglieren oder die Affinität zu Kreativität und Ästhetik teilen. Sema, Bernadeta und Stephanie sind die drei Frauen hinter Tezer. Sie machen den Aufschlag unserer Interviewreihe und erzählen von 30 Jahren vertrauter Zusammenarbeit als Kolleginnen, Freundinnen und kleine Familie – gar nicht immer so einfach, das zu trennen!

Wir treffen die drei mitten in Frankfurt am Main. Hier wurde Tezer gegründet, hier arbeiten Sema, Bernadeta und Stephanie täglich an etwas, das allen dreien am Herzen liegt: Schmuck mit einer eigenen Handschrift gestalten, der in Handarbeit entsteht und natürlich und feminin erscheint. Mit dabei ist auch Semas Tochter Aylin, die gerade in das Unternehmen hineinwächst und im Design und der Kommunikation frischen Wind mitbringt.
R.1456
Ohrhänger, 925er Silber


Eine spontane Idee und drei richtige Entscheidungen


1992 gründete Sema die Schmuckmarke. Ursprünglich wollte sie nur eine Freundin dabei unterstützen, Schmuckstücke aus der Türkei in Deutschland zu verkaufen – schließlich konzentrierte sie sich ja auf ihr Sozialpädagogik Studium. Als ihre Freundin sich dann gegen die Geschäftsidee entschied und wieder in die Türkei zog, übernahm Sema das Unternehmen und stellte nach den Vorlesungen und am Wochenende auf Messen aus.
„Das waren damals eingekaufte Schmuckstücke und noch ganz andere Designs als heute. Ehrlich gesagt lief es nicht gut. Bevor ich aufgeben würde, wollte ich es aber selbst probieren und habe eine eigene kleine Kollektion gestaltet. Zu der Zeit gab es noch kein Internet, das waren also alles Ideen, die mir einfach so in den Kopf kamen“, erzählt Sema.„Und dann standen sie wirklich Schlange vor meinem Stand. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles schaffen sollte!“ Sema entschied sich also gegen ihr Studium. Und für Tezer. Bis heute hält sie als Designerin und Geschäftsführerin den roten Faden in der Hand.
1995 folgte Bernadeta. Sie kommt aus Polen und hat dort Bauingenieurswesen studiert. In Deutschland begann sie anschließend ein Mathematikstudium und fand bei Tezer einen Nebenjob. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich das zweite Studium nicht brauche und mich dann ebenfalls für Tezer und für Sema entschieden“, erzählt Bernadeta mit einem Lächeln auf den Lippen. Mit ihrem technischen Verständnis kümmert sie sich seit Beginn um alles rund um Ware, Bestellungen und Logistik. Als wandelnder Computer hat sie den Überblick und verteilt nicht nur Aufgaben an die beiden Aushilfen, sondern ab und zu auch an Designerin Sema.
RA.746
Anhänger, 925er Silber



SK.096L
Kette, 925er Silber


RK.646L
Kette, 925er Silber

1998 machte Stephanie das Trio komplett. Eine Freundin vermittelte ihr den Nebenjob bei Tezer und auch sie entdeckte hier eine erfüllende Aufgabe: „Ich habe damals Englisch und Deutsch auf Lehramt studiert, das Studium dann aber abgebrochen. Ich bin also quasi Quereinsteigerin.“ Wie Sema und Bernadeta sprang Stephanie ins kalte Wasser und hat sich das Wissen um Unternehmensführung in der Schmuckbranche selbst erarbeitet. Bis heute ist sie nicht nur für Buchhaltung und Rechnungen zuständig, sondern vor allem für jegliche Kommunikation mit Tezers Kundinnen und Kunden.

Kolleginnen, Freundinnen oder Töchter?

Auf die Frage, wie die drei zusammenarbeiten, erklärt Bernadeta: „Wir machen quasi alles zusammen und ergänzen uns wunderbar. Sema ist vor allem für die Kreation zuständig, aber Stephanie und ich müssen eng zusammenarbeiten, damit Tezer funktioniert. Es ist toll, dass wir ein so ähnliches Verständnis von Arbeit und Geschwindigkeit haben!“ Aylin ist Semas zweite und mittlere Tochter. Als alleinerziehende Mutter konnte sie sich nicht nur auf die Unternehmensführung konzentrieren, weshalb Bernadeta und Stephanie diese Rolle mitausfüllten. Tezer voranzutreiben, als wäre es die eigene Firma, gehört für die beiden dazu. Auch persönlich sind sich die drei sehr nah: Vom Schwangerschaftstest bis zur Schmuckgestaltung teilen Sema, Bernadeta und Stephanie einen Großteil ihres Lebens miteinander. „Wir haben quasi zusammen eine Firma aufgebaut und drei Töchter großgezogen. Auf der anderen Seite ist Sema auch so etwas wie eine Mama für uns. Manchmal ist es schwierig zu unterscheiden, in welcher Rolle wir uns gerade befinden. Spricht Sema in diesem Moment als Vorgesetzte, Freundin oder Mutter mit mir?“, erzählt Stephanie.
SEMA / R.1510
Ohrhänger, 925er Silber



ALIN / RK.396
Kette, 925er Silber

Schmuck von Frauen für Frauen

Sema, Bernadeta und Stephanie ist es wichtig, sich mit den Frauen auseinanderzusetzen, die ihren Schmuck tragen: „Uns fällt immer wieder auf, dass in der Schmuckbranche auf Entscheidungs- und Vertriebsebene nur wenige Frauen arbeiten. Wir drei haben hingegen das Gefühl, unsere Schmuckträgerinnen und ihre Ansprüche und Wünsche zu kennen. Wir möchten darum Schmuck schaffen, der nicht immer exakt gleich industriell gefertigt und auf Hochglanz poliert ist.“ Durch ihre persönliche Verbindung arbeiten die drei nicht in Hierarchien. Sema bezieht Stephanie und Bernadeta kontinuierlich in die Schmuckgestaltung und Entwicklung von Tezer ein. Weil die Schmuckstücke in kleinen Serien entstehen, probiert das Trio gerne immer wieder neue Designs aus und fühlt sich freier in der Schmuckgestaltung. Im Gespräch schaut Sema in die kleine Runde und fasst für uns zusammen:

“Wir haben uns als Team gefunden und sind einander treu geblieben.”

Porträt: Carolin Hanke

Ich bleibe eine Suchende

Während der Corona-Pandemie hat Caroline Hanke ihr festes Engagement am Theater beendet und ist als freischaffende Schauspielerin mit ihrer Familie aus ihrer Heimatstadt Dortmund nach Leipzig gezogen – ein Wagnis, das gleich-zeitig mehr Freiheit und neue Möglichkeiten bedeutet. Wir besuchen Caroline in ihrem neuen Zuhause, wo sie uns von ihrem Leben als Schauspielerin, Dozentin, Abschiedsrednerin, Hobby-Gärtnerin und Mutter von zwei Kindern erzählt.